Tuesday, October 28, 2008

SOPHIE'S ACCOUNT OF MOZARTS DEATH IN THE ORIGINAL GERMAN

SOPHIE'S ACCOUNT OF MOZARTS DEATH IN THE ORIGINAL GERMAN:

SOPHIES BERICHT UEBER MOZARTS TOD:

Sophie Haibl an ihren Schwager Georg Nikolaus Nissen, Konstanzes zweiten Gatten, als Beitrag zu seiner Mozart-Biographie:

Diakovar, den 7.ten April, 1825.
...Nun zur letzten Lebenszeit Mozarts.
Mir bekam unsere selige Mutter immer lieber und selbe ihn auch, daher M. oeffters auf die Wieden, (wo unsere Mutter u. ich beym goldenen Pflug logierten) in einer Eile gelaufen kam, ein Saeckgen unter dem Arme trug, worinnen Cofee und Zucker war, ueberreichtete es unserer guten Mutter und sagte: Hier, liebe Mama, haben Sie eine kleine Jause. Dies freute sich denn wie ein Kind. Dies geschah sehr oft. Kurz, M. kam nie leer zu uns.
Nun, als M. erkrankte, machten wir beyde ihm die Nacht-Leibel, welche er vorwaerts anziehen konnte, weil er sich vermoeg Geschwulst nicht drehen konnte; und weil wir nicht wussten, wie schwer krank er seye, machten wir ihm auch einen wattirten Schlafrock (wozu uns zwar zu allem das Zeug seine gute Frau, meine liebste Schwester, gab), dass, wenn er aufstehete, er gut versorgt sein moechte, und so besuchten wir ihn flessig; er zeigte auch, eine herzliche Freude an dem Schlafrock zu haben. Ich ging alle Taege in die Stadt, ihn zu besuchen, und als ich einmahl an einem Sonnabend hineinkam, sagte M. zu mir: Nun, liebe Sophie, sagen Sie der Mama, dass es mir recht sehr gut gehet, und dass ich ihr noch in der Octave zu ihrem Namensfeste kommen werde, ihr zu gratulieren. Wer haette eine groessere Freude als ich, meiner Mutter eine so frohe Nachricht bringen zu koennen, nachdeme selbe die Nachricht immer kaum erwarten konnte; ich eilte dahero nach Hause, sie zu beruhigen, nachdem er mir wirklich auch selbsten sehr heiter und gut zu sein schien. Den andern Tag war also Sonntag; ich war noch jung und, gestehe es, auch eitel--und putzte mich gerne, moechte aber aufgeputzt nie gerne zu Fuss aus der Vorstadt in die Stadt gehen, und fahren war mir ums Geld zu thun; ich sagte dahero zu unserer guten Mutter: Liebe Mama, heute gehe ich nicht zu Mozart--er war ja gestern so gut, so wird ihm wohl heute noch besser sein, und ein Tag auf oder ob, das wird wohl nichts machen. Sie sagte darauf: Weisst du was, mache mir eine Schale Cofee, und nachdeme werd ich dir schon sagen, was du thun sollst. Sie war ziemlich gestimmt, mich zu Hause zu lassen, denn die Schwester weiss, wie sehr ich immer bey ihr bleiben musste. Ich ging also in die Kueche. Kein Feuer war mehr da; ich musste ein Licht anzuenden und Feuer machen. Mozart ging mir denn doch nicht aus dem Sinne. Mein Cofee war fertig, und mein Licht brannte noch. Nun sah ich, wie verschwenderisch ich mit dem Licht gewesen, so viel verbrannt zu haben. Das Licht brannte noch hoch auf, jetzt sah ich starr in mein Licht und dachte, ich moechte doch gerne wissen, was Mozart macht, und wie ich dies dachte und ins Licht sehe, loeschte das Licht aus, und so aus, als ob es nie gebrannt haette. Kein Fuenkgen blieb an dem grossen Dochten, keine Luft war nicht, dies kann ich beschwoeren; ein Schauer ueberfiel mich, ich lief zu unserer Mutter und erzaehlte es ihr. Sie sagte: Genug, ziehe dich geschwinde, aus und gehe hinein, und bringe mir aber gleich Nachricht, wie es ihm gehet. Halte dich aber nicht lange auf. Ich eilte, so geschwinde ich nur konnte. Ach Gott, wie erschrak ich nicht, als mir meine halb verzweifelnde, und doch sich moderiren wollende Schwester entgegen kam, und sagte: Gott lob, liebe Sophie, dass du da bist; heute nacht ist er so schlecht gewesen, dass ich schon dachte, er erlebt diesen Tag nicht mehr. Bleibe doch nur heute bey mir, den wenn er heute wieder so wird, so stirbt er auch diese Nacht. Gehe doch ein wenig zu ihm, was er macht. Ich suchte mich zu fassen und ging an sein Bette, wo er mir gleich zuruffte: Ach gut, liebe Sophie, dass Sie da sind. Sie muessen heute nacht da bleiben, Sie muessen mich sterben sehen. Ich suchte, mich stark zu machen und ihm es auszureden, allein er erwiederte mir auf alles: Ich habe ja schon den Todten-Geschmack auf der Zunge, und: Wer wird denn meiner liebsten Constance beystehen, wenn Sie nicht hier blieben. Ja, lieber M., ich muss nur noch zu unserer Mutter gehen, und ihr sagen, dass Sie mich heute gerne bey sich haetten, sonst gedenkt sie, es seie ein Unglueck geschehen. Ja, das tun Sie, aber kommen Sie ja bald wieder.--Gott, wie war mir da zu Muthe. Die arme Schwester ging mir nach und bat mich um Gottes willen, zu denen geistlichen bey St. Peter zu gehen, und (einen) Geistlichen zu bitten, er moechte kommen, so wie von ungefaehr. Das tat ich auch, allein selbe weigerten sich lange, und ich hatte viele Muehe, einen solchen geistlichen Unmenschen dazu zu bewegen.
--Nun lief ich zu der mich angstvoll erwartenden Mutter; es war schon finster. Wie erschrak die Arme. Ich beredete selbe, zu der aeltesten Tochter, der seligen Hofer, ueber Nacht zu gehen, welches auch geschah, und ich lief wieder, was ich konnte, zu meiner trostlosen Schwester.
Da war der Sissmaier bei M. am Bette; dann lag auf der Decke das bekannte Requiem, und Mozart explicirte ihm, wie seine Meinung seie, dass er es nach seiem Todte vollenden sollte. Ferner trug er seiner Frau auf, seinen Todt geheim zu halten, bis sie nicht vor Tag Albregtsberger davon benachtrichtigt haette; denn diesem gehoert der Dienst vor Gott und der Welt. Glosett, der Doktor, wurde lange gesucht, auch im Theater gefunden; allein er musste das Ende der Piece abwarten--dann kam er und verordnete ihm noch kalte Umschlaege ueber seinen gluehenden Kopfe, welche ihm auch so erschuetterten, dass er nicht mehr zu sich kam, bis er nicht verschieden.
Sein Letztes war noch, wie er mit dem Munde die Pauken in seinem Requiem ausdruecken wollte, das hoere ich noch jetzt. Nun kam gleich Mueller aus dem Kunst Cabinett und drueckte sein bleiches erstorbenes Gesicht in Gips ab.
Wie grenzenlos elend seine treue Gattin sich auf die Knie warf und den Allmaechtigen um seinen Beystand anrufte, ist mir, lieber Bruder, unmoeglich zu beschreiben. Sie konnte sich nicht von ihm trennen, so sehr ich sie auch bat; wenn ihr Schmerz noch zu vermehren gewesen waere, so muesste er dadurch vermehrt worden sein , dass den Tag auf die schauervolle Nacht die Menschen scharenweis vobey gingen, und laut um ihn weinten und schrien. Ich habe M. in meinem Leben nicht aufbrausend, viel weniger zornig gesehen.
. . . Lieber, vergebe mir, wenn ich weitlaeufig in meinem Brief gewesen; allein ich weiss mich nicht zu erinnern, ob ich meiner Schwester die mir so auffallende Begebenheit mit dem Licht gesagt habe, indem ich immer sorgfaeltig vermiede, ihre Wunden zu erneuern.
O, wie war M-t besorget, wenn seinem lieben Weibgen etwas fehlte. So war es einmal, als sie schwer krank war und ich bei ihr durch 8 volle Monate Kranken wartete. Eben sass ich an ihrem Bette, Mozart auch. Er componierte an ihrer Seite; ich beobachtete ihren nach so langer Zeit gehabten suessen Schlummer. Stille hielten wir alles wie in einem Grabe, um sie nich zu stoeren.
Ploetzlch kam ein roher Dienstbote in das Zimmer. Moz. erschrak aus Furcht, seine liebe Frau wuerde in ihrem sanften Schlummer gestoeret, wollte stille zu sein winken, ruckte den Sessel rueckwaerts hinter sich weg, hatte gerade das Feder-Messer offen in der Hand. Dieses spiesste sich zwischen dem Sessel und seinem Schenkel, so dass es ihm bis an die Heft in das dicke Fleisch hinein ging. Moz., der sonst wehleidig, machte aber keine Bewegung und verbiss seinen Schmerz, winkte mir nur, ihm hinaus zu folgen. Wir gingen in ein Zimmer, in welchem unsere Mutter verborgen lebte, weil wir der guten Mozart nicht wollten merken lassen, wie schlecht sie seie, und die Mutter doch gleich zur Hilfe da seie. Die Mutter verband ihn und legte Coubey in die sehr tiefe Wunde; mit dem Johannes-Oel gelang es ihr, ihn wieder herzustellen, und obschon er etwas krumm vor Schmerzen ging, machte er doch, dass es verborgen blieb und seine liebe Frau es nicht erfuhr. Schreibe mir, ob du (das) alles schon wusstest.

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